Inselmord by Katharina Peters

Inselmord by Katharina Peters

Autor:Katharina Peters
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Aufbau digital
veröffentlicht: 2022-12-13T13:03:57.373000+00:00


15

Romys erster Impuls war, sowohl Berner als auch Paulsen am nächsten Morgen zur Befragung zu bitten. Doch erstens war ein zufällig belauschtes Gespräch kein stichhaltiger Grund für Ermittlungsschritte, und jemand wie Paulsen dürfte sich schnell herausreden. Ähnliches galt für Robert Berner. Und zweitens würde sie das Ganze auch inhaltlich kaum weiterbringen. »Es gibt für nichts irgendwelche Beweise«, hatte Paulsen festgestellt. Und genauso war es. Ein Herumstochern im Trüben war wenig hilfreich. Die einzige Zeugin, die dazu beitragen könnte, Licht ins Dunkel zu bringen, versteckte sich seit Jahren vor Gott und der Welt, ihren Eltern und der Insel und verhielt sich dabei so geschickt, dass auch überregionale Polizei- oder sonstige Behörden keine Hinweise zu ihrem Verbleib entdeckten – entsprechende Anfragen liefen seit einigen Tagen und waren bisher ergebnislos geblieben. Und die ehemalige Vertrauenslehrerin verhielt sich im Grunde kaum anders – mit dem Unterschied, dass sie Rügen nicht verlassen hatte. Selbst Lou hatte bislang noch nichts entdeckt. Grob zusammengefasst: Was die Fälle bislang miteinander verband, waren ebenso vielschichtige wie undurchsichtige persönliche Beziehungen im Umfeld schwerster Gewalt- und Mordtaten gegen Frauen; es gab viele Andeutungen und Querverbindungen, aber nichts juristisch Greifbares oder gar Eindeutiges. Weder Paulsen noch Berner würden sich damit aus der Reserve locken lassen. Und Romy war unschlüssig, wie sie nun weiter verfahren sollte.

Sie war nach wie vor davon überzeugt, dass beide Morde unmittelbar zusammenhingen. Doch die einzigen sachlich fundierten Hinweise stützten sich bislang darauf, dass beide Opfer gemeinsam zur Schule gegangen waren sowie mit ihrem Jahrgangskurs eine Rügenreise unternommen hatten, dass sieben Jahre alte Fotos von einer Geburtstagsfeier verschwunden waren und einige Namen immer wieder auftauchten. Romy wusste, dass das arg dünn war – im Sinne vertretbarer Ermittlungsansätze, und der Staatsanwalt erwartete berechtigterweise, dass sie zügig neue Erkenntnisse lieferte, die ihre These untermauerten.

Gegen Mittag verließ sie spontan das Dienstgebäude und unternahm einen längeren Spaziergang. Ihr Smartphone klingelte nur wenige Minuten nach ihrer Rückkehr – eine unbekannte Nummer ploppte auf. Romy ließ es dreimal läuten, dann stellte sie die Verbindung her. »Ja?«

»Sprechen Sie mit Sandra Vogt.«

»Frau Dollner?«

»Richtig. Ich rufe von einem anderen Apparat an. Ich habe den Eindruck, dass mein Chef mich im Auge behält.«

Gut möglich, dachte Romy.

»Sie sollten unbedingt …«

»Das haben wir bereits. Frau Vogt ist allerdings nicht besonders kommunikativ. Was bringt Sie auf den Gedanken, dass sie etwas wissen könnte?«

»Fragen Sie sie, was Paulsen von ihr wollte, als er sie nach dem Tod ihres Mannes besuchte. Er war sauer, das weiß ich noch.«

Romy stutzte. »Wie …«

»Ich muss Schluss machen«, flüsterte Dollner. »Nur so ein Gedanke von mir.«

Romy ließ das Handy sinken. Eine Frau war auf der Yacht gewesen, schoss es ihr durch den Kopf – Marion Dollner hatte bei einem kurzen Telefonat zufällig eine weibliche Stimme identifizieren können. Paulsens neue Freundin? Oder es war etwas ganz anderes passiert, und Sandra Vogt wusste davon? Sie stand abrupt auf und trat ans Fenster. Einen Moment starrte sie auf den Parkplatz, dann wandte sie sich um und ging nach vorne. Max blickte auf.

»Ich fahre hoch nach Wittow«, sagte sie.

»Okay, Finn telefoniert gerade mit Stralsund und will dann …«

»Macht nichts.



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